Konferenz in Langenstein-Zwieberge, Oktober 2012
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VOLKSSTIMME HALBERSTÄDTER TAGEBLATT 23. Oktober 2012
Gelebte Versöhnung in Langenstein braucht auch finanzielle Unterstützung
Überlebende des KZ Langenstein-Zwieberge werden weniger, Nachkommen mit wichtiger Aufgabe
Welche Rolle Nachkommen von Opfern des NS-Regimes in der politischen Bildungsarbeit spielen, darüber wurde am Wochenende in Langenstein-Zwieberge diskutiert. Angesichts aktueller Förderrichtlinien stehen die seit 1991 organisierten Tage der Begegnung vor dem Aus.
Von Sabine Scholz (Text und Bilder)
Botschaftsvertreter aus Belgien und und Frankreich gehörten zu den Gästen der jüngsten Tagung in Langenstein-Zwieberge. Mitglieder des Landesbildungsausschusses allerdings folgten der Einladung nicht, über die Rolle der Nachkommen von Opfern des NS-Regimes in der politischen Bildungsarbeit zu diskutieren. Das taten ohne politisches Mandat dann die aus Polen, der Ukraine, Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Deutschland angereisten Mitglieder der Gruppe der zweiten Generation mit Martin Krems, Kai Langer und Jürgen Breitenfeld. Letzterer ist amtierender Leiter der Landeszentrale für politische Bildung. Die unterstützt seit vielen Jahren die Tage der Begegnung finanziell.
Martin Krems, für Gedenkstätten und politische Bildungsarbeit zuständiger Referatsleiter im Kultusministerium, überbrachte Grußworte des Ministers. Er sprach davon, dass die Begegnungen der Opferangehörigen mit Jugendlichen mehr sei als “die Übermittlung der Leiden Ihrer Eltern. Das ist gelebte Versöhnung. Darauf haben wir als zweite Generation der Täter und Mitläufer keinen Anspruch gehabt, um so dankbarer sind wir dafür.”
Während der Tagung erläuterte der Niederländer Freek van den Brink zunächst die Entstehung und Entwicklung der Gruppe anhand der von ihr initiierten, zeitlich begrenzten Gedenkaktionen.
Es wurde deutlich, welche herausragende Rolle die Kinder, Enkel und inzwischen auch Urenkel der Opfer des KZ Langenstein-Zwieberge für die Vermittlung der Lagergeschichte spielen.
Monika Rozmyslowicz aus Polen berichtete, wie Mitglieder der Gruppe Überlebende des KZ interviewen, welche Arbeit hinter jedem einzelnen Video steckt und dass noch viele Aufnahmen nicht abschließend beendet sind. Sei es, dass die Übersetzungen fehlen, sei es, dass die Aufnahmen noch nicht geschnitten sind, um in der Dauerausstellung der Gedenkstätte und für die Bildungsarbeit genutzt werden zu können.
Claudio Burelli aus Italien zeigte anschließend auf, wie die Gruppe in der Gestaltung der offiziellen Gedenkveranstaltungen einbezogen wird. Die regelmäßigen Herbsttreffen der Gruppe dienten dazu, “zu erdenken, wie die Wiederholung solch grausamen Geschehens, verhindert werden kann”. Wichtig sei dabei die über alle politischen und kulturellen Unterschiede hinweg bestehende Verständigung darauf, dass Grundlage allen Handelns die universalen Menschenrechte sein müssen. “Dabei hoffen wir, in Zukunft nicht nur deutsche Jugendliche zu erreichen, sondern auch Jugendliche in den jeweiligen Herkunftsländern mit einzubeziehen.”
Jürgen Breitenfeld von der Landeszentrale für politische Bildung(links), Fördervereinsvorsitzende Hanka Rosenkranz (3. von links), Martin Krems, Referatsleiter Politische Bildung im Kultusministerium, und Dr. Kai Langer, Direktor der Gedenkstättenstiftung des Landes.
Kai Langer, Direktor der Gedenkstättenstiftung des Landes, berichtete ebenso wie Hanka Rosenkranz, Vorsitzende des Fördervereins der Gedenkstätte, wie wichtig der Kontakt zu Zeitzeugen für die Jugendlichen sei. Auch die Gespräche mit den Kindern der Opfer wirkten ähnlich nachhaltig und hätten Jugendliche aller Bildungsstufen zu mehr Engagement für dieses Thema gebracht. Allerdings gibt es zurzeit weder im Land noch im Bund Möglichkeiten, dieses Engagement finanziell zu unterstützen. Bereits im vergangenen Jahr stand der Verein kurzzeitig vor dem Ruin, als das Auswärtige Amt seine seit Jahren gewährte Förderung einstellte. Rund 30 000 Euro kosten die Tage der Begegnung im April. Wobei die Teilnehmer selbst viel Geld beisteuern und die Westeuropäer die osteuropäischen Gäste unterstützen. In den Tagen um den 11. April, den Tag der Lagerbefreiung 1945, kommen Zeitzeugen (so noch möglich) und Angehörige der Opfer mit jungen Deutschen ins Gespräch.
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Here will be the article in french when translated – we work on it
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