Stummfilmabend – eine Stunde Tränen lachen!
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Wer es verpasst hat oder leider nicht dabei sein konnte, muss sich ärgern.
Einen beschwingten und lustigen Abend erlebten die Besucher in der Moses-Mendelsohn-Akademie am 10. November. Richard Siedhoff, Stummfilmpianist aus Weimar, spielte live zum Stummfilm “Ausgerechnet Wolkenkratzer” im Rahmen der Reihe “Noten für Begegnungen” ein Benefizkonzert.
Ein junger Mann aus der Provinz, Harold Lloyd, der sein Glück in der Großstadt sucht, um seine geliebte Mildred heiraten zu können, will um jeden Preis den amerikanischen Traum verwirklichen und reich werden. In seinem Angestellten-Job als kleiner Stoffverkäufer verstrickt er sich zunächst in einem Netz aus kleinen Missgeschicken, die er mit kleinen Tricks und Kniffen auszubügeln versucht, um den Job zu behalten. Als seine geliebte Mildred ihn in der Großstadt besucht, glaubt sie, ihr Bräutigam ist der große Chef und mit allerlei Verwechslungskomik gelingt es dem jungen Mann auch, diesen Eindruck aufrecht zu erhalten.
Schnell muss also Geld her, denn die Hochzeit ist schon für den nächsten Tag geplant. DIE Lösung – 1000 Dollar Belohnung für einen Werbegag. Der junge Mann hat einen Kumpel, mit dem er sich ein Zimmer teilt und der als Bauarbeiter beim Wolkenkratzerbau ein guter Fassadenkletterer ist. Die beiden kündigen an, an der Hauswand des Stoffgeschäftes eine spektakuläre Fassadenkletterei zu veranstalten. Das Publikumsinteresse ist groß, doch der Kumpel wird von der Polizei verfolgt, Lloyd muss als Kletterer einspringen und stolpert in wilder Hangelei von Stockwerk zu Stockwerk bis zur großen Uhr (die Szene ist weltberühmt) und schließlich zum rettenden Dach an der Fassade empor – die geplante “Ablösung” durch seinen Kumpel, den Fassadenkletterer, scheitert immer wieder daran, dass er den Polizisten “nicht abschütteln” kann. Doch oben wartet auf den jungen Mann die Braut, glücklich gehen sie ihrer Zukunft entgegen … Der Kumpel wird noch immer vom Polizisten verfolgt!
Im kleinen Programmheft von Richard kann man aber auch eine andere, geradezu gesellschaftskritische, Interpretation lesen: die Angst vorm Scheitern, vorm Zuspätkommen, vorm Absturz und vom Scheitern des amerikanischen Traumes. Alles verpackt in Slapstick und Komik. Interessant auch die Information, dass die Stunts nicht wie heute animiert werden konnten – die Filmtechnik war noch nicht so weit -, sondern dass diese Szenen wirklich und wahrhaftig an Hochhäusern gedreht wurden und Lloyd selbst als Fassadenkletterer bis zum Dach des Hochhauses unterwegs war. (Bis auf wenige Ausnahmen gab es keinen Stuntman wie heute und keine Rückblende, mit der man die Straßenszenen aus dem 2., … 5. oder 8. Stockwerk einblenden konnte!)
Mit Richards Klavierbegleitung erlebte das Publikum Kino wie in den 20er Jahren. Er begeisterte durch sein Spiel am Klavier das Publikum. Damals wie heute hielt das Publikum den Atem an, als sich in der berühmten Filmszene der Zeiger der Uhr am Wolkenkratzer mit Harold Lloyd nach außen neigt und der Absturz in die Tiefe kurz bevor zu stehen scheint und nur ein Schlenker mit den Armen und Beinen den Absturz noch in letzter Sekunde verhindert. Die dramatischen Klänge vom Klavier erhöhten dabei die Spannung. Romantische Klänge untermalten die Schlussszene.
Das Publikum honorierte diesen Kunstgenuss mit viel Applaus und 210 Euro Spendeneinnahmen für die Vereinsarbeit.
Liebes Publikum – Vielen Dank fürs Lachen, Klatschen und Spenden!!!
Lieber Richard – Vielen Dank fürs Kommen, Spielen und Unterstützen!! Wir hoffen, wir sehen Dich bald in Halberstadt wieder mit einem weiteren Film und Deiner mitreißenden Klavierbegleitung!!
Bei der MMA bedanken wir uns für die Gastfreundschaft und die Hilfe!! Bei der Bibliothek “Heinrich Heine” Halberstadt bedanken wir uns für die Ausleihe der Leinwand!!