“Wege und Bewegung im Lager” – Jugendprojekt der 2. Generation zu den Tagen der Begegnung April 2014
Wege und Bewegung im Lager – Unter dieser Themenstellung erarbeitete die Projektgruppe die diesjährige Aktion der 2. Generation, die am 13. April 2014 auf dem ehemaligen Appellplatz durchgeführt wurde. Die Projektgruppe bestand aus den Schülerinnen Leonie Miosga, Laura Held, Patrizia Thiel und Devrim Sthaffartzyk der Klassen 9a/b der Gemeinschafts – und Sekundarschule Gernrode, den Fachoberschülern Kristina Samoilov, Jonas Böhler und Lis Nabakowski der BbS “Geschwister Scholl” Halberstadt und den Studenten der Fachhochschule Magdeburg-Stendal Esther Feisthauer und der Fachhochschule Wernigerode Toralf Nickerl. Das Projekt wurde von Anja Grasmeier, Theaterpädagogin am Nordharzer Städtebundtheater, fachkundig unterstützt. Für die Umsetzung traf sich die Projektgruppe regelmäßig seit Anfang Februar einmal wöchentlich, um sich mit dem Thema zunächst inhaltlich und dann gestalterisch auseinanderzusetzen. Dabei entwickelte und veränderte sich die Aktion bei jedem Treffen weiter. Die inhaltliche Arbeit bestand darin, die Geschichte des Lagers kennenzulernen und Texte von Überlebenden zu lesen z.B. von Roger Leroyer, Alberto Berti, Edmund Wojnowski, Paul Le Goupil, Dino Burelli, Georges Petit oder Miervaldis Berzins-Birze. Beim Diskutieren über Gefühle und Empfindungen der Häftlinge damals, aber auch über Gefühle, die die Projektteilnehmer heute beim Lesen ihrer Texte hatten, kamen die Schüler schnell an die Grenzen ihres Vorstellungsvermögens über den Ablauf des menschenunwürdigen Lebensalltages in einem KZ.
Vorbereitung des Projektes
Ihre heutige Freiheit, die eigenen Wege zu gehen, eine eigene Meinung vertreten zu können, Familie und Freunde zu haben, bekam eine neue wertschätzende Bedeutung für sie. Bei der szenischen Darstellung, die die Jugendlichen für die Umsetzung des Themas ausgesucht hatten, half Anja Grasmeier. Dazu wurden auf dem ehemaligen Appellplatz Stäbe in großzügigen Abständen aufgestellt, auf den daran angebrachten Schildern standen in deutscher, französischer, italienischer, holländischer und polnischer Sprache die Orte, zwischen denen sich die Häftlinge tagtäglich bewegen mussten – “Baracken”, “Appellplatz”, “Küchenbaracke”, “Latrine”, “Arbeit” u.a. . Zwischen den Orten, d.h. Schildern, rollte nacheinander jeder Teilnehmer ein weißes Band aus, das mit dem nächsten Ort/Schild verbunden wurde, so dass nach und nach ein Geflecht von weißen Bändern entstand, das die Verbindung und die Wege der Häftlinge symbolisierte.
Auf den Bändern hatten die Jugendlichen ihre Gedanken und Gefühle notiert, Leoni schrieb z.B. auf ihr Band “Ich muss nicht in ständiger Angst leben.”
Die vollständige Projektgruppe
Im Geflecht gab es aber auch Orte wie “Abseits der Wege”, wo Edmund Wojnowski schildert, dass er “fast glücklich … ohne Bewegung” im Schnee liegt oder “Flucht”, wobei Fluchtpläne z.B. nach den Erinnerungen von Georges Petit aufgegeben wurden, da sie aussichtslos erschienen und zum Scheitern verurteilt waren. Dieses Scheitern wurde auch im Schlussbild der Aktion dargestellt. Bänder, die von allen Projektteilnehmern ausgehend vom Schild “Flucht” in alle Richtungen ausgerollt und dann losgelassen wurden, flatterten ohne Endpunkt im Wind.
Danach luden die Schüler die ehemaligen Häftlinge Georges Petit und Richard Kosinski sowie alle weiteren Gäste zu einer gemeinsamen Bewegung ein, dem gemeinsamen Weg zu den Massengräbern, in denen die Opfer des Lagers verscharrt worden sind. Dort fand im Anschluss die Gedenkveranstaltung statt, während derer auch die Schüler eine weiße Rose auf der Gedenktafel für die Opfer niederlegten.
Gemeinsamer Weg zum Mahnmal
Nach der Gedenkveranstaltung: Die Jugendlichen diskutieren mit Georg und vielen weiteren Gästen .
Eine Bewegung, die Bewegung auf dem Todesmarsch, blieb in dieser Aktion unberücksichtigt. Der Todesmarsch wird 2015 Thema der Aktion der 2. Generation sein, denn zum 70. Mal jährt sich im nächsten Jahr dieser sinnlose und opferreiche Weg.