Förderverein Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge e.V.

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Gedenkaktion 2017 zum Thema “Traum”

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Wovon träumen wir – für uns selbst, für unserer Kinder, Eltern, Verwandten, für unsere Freunde, für die Welt?

„Traum“ war auch das Thema der diesjährigen Aktion der Gruppe der 2. Generation, die mit einer eindrucksvollen Performance von Maximilian Bunge, Lara Seidenberger, Jeanny Volkmann, Jonah Grabbert, Laura Karnowski, Sanja Kappe, Esther Feistauer, Samantha Juds und Rex Brandenburg umgesetzt wurde. Wie in den vergangenen Jahren kamen die jugendlichen Akteure unterschiedlichen Alters aus verschiedenen Schulen der Harzregion – aus den Berufsbildenden Schulen „Geschwister Scholl“ Halberstadt, dem Käthe-Kollwitz-Gymnasiums Halberstadt, der Sekundarschule Hagenberg Gernrode und der Berufsbildenden Schule “J.P.C. Heinrich Mette” Quedlinburg und einige von ihnen nahmen zum wiederholten Male an der Gestaltung der Aktion teil.

Die jungen Leute, die seit Februar am Projekt gearbeitet haben, beschäftigten sich nicht nur mit Texten von Überlebenden des KZ Langenstein-Zwieberge zum Thema „Traum“, sondern setzten sich auch mit deren Schicksalen sowie der Geschichte des Lagers Langenstein-Zwieberge auseinander und ließen eine Performance mit ausgewählten Texten, Klängen und szenischen Bildern entstehen.

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Eigene Träume und Wünsche formulierten sie anschließend auf selbst gestalteten Karten, die sie am Ende der Aktion den Gästen der Gedenkveranstaltung überreichten.

Einige Motive der Postkarten:

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Wie sehr sich ihre eigenen Träume und Wünsche von denen der Häftlinge unterschieden, machte die Aktion selbst sehr deutlich.

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Ettore als Vertreter der 2. Generation stellt die Idee des Themas “Traum” vor.

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Mit einem gleichmäßigen, marschartigen Trommeln auf verschiedenen Schlaginstrumenten wie Trommel, Cajon, Bongo und Holzplatten eröffneten die Jugendlichen ihre Performance. Max zitierte zunächst den Italiener Alberto Berti, der ständig Wahnvorstellungen von Männern, Frauen und Kindern hatte, die in Fünferreihen marschierten und das Hakenkreuz am Arm trugen.

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Lara hatte ebenfalls einen Text von Alberto Berti ausgewählt, in dem er sich erinnerte, dass alle seine Kameraden, wie auch er selbst, im Lager von Alpträumen gequält wurden. Durch rhythmisches Ratschen auf Reibestöcken sowie schrille und disharmonische Töne auf der Geige wurde dieses Gefühl von Alpträumen den Gästen klanglich verdeutlicht.

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Danach ließ Sanja den „ganz und gar lächerlichen“ Traum des Franzosen Georges Petit von „riesigen Kuchenmengen“ lebendig werden. Bauern fuhren damals diese Kuchen zum Bäcker zum Abbacken und Petit träumte davon, von den Köstlichkeiten etwas angeboten zu bekommen. Durch eine immer lauter werdende Sprechkaskade verschiedener Kuchensorten – die mit einem Trommelschlag unvermittelt abbrach – wurde beinah schmerzhaft spürbar, dass sich dieserTraum nicht erfüllt hatte.

Auch die von Laura beschriebenen nächtlichen Wahnvorstellungen des Franzosen Hélie de Saint Marc, die sich auf etwas Eßbares, auf Unmengen von Speisen bezogen, wurden mit einer plötzlich abbrechenden Sprechkaskade verschiedenster Speisen veranschaulicht.

„Manchmal gelingt es uns im Traum, die Kinder zu sehen, die Mutter oder die Frau zu beruhigen.“ Dieser Traum des Letten Miervaldis Berzins-Birse, zitiert von Samantha, wurde durch ein besonders bewegendes Bild veranschaulicht – Laura und Sanja gingen wie im Traum aufeinander zu und hielten sich lange umarmt, eine getragene Geigenmelodie verdeutlichte diesen Wunschtraum besonders quälend.

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Jeanny und Esther erinnerten an den Franzosen Hélie de Saint Marc, für den der Stollen einen Alptraum am hellichten Tag darstellte, einen Ort, an dem man nur mit Mühe am Leben blieb, wo er oft an seine Mutter dachte. Diesen Gedanken Saint Marcs an seine Mutter unterstrich Rex ebenfalls mit einer getragenen Geigenmelodie.

Jeanny und Laura ließen, begleitet von Geigenspiel, große Seifenblasen sinnbildlich über dem Gräberfeld zerplatzen, dann brach Rex sein Geigenspiel unversehens ab. Die Zuschauer hatten währenddessen Zeit, über die Worte des Polen Edmund Wojnowsik nachzudenken, die von Jonah zitiert wurden: „Ich kann mich nicht mehr richtig an mein Haus und meine Familie erinnern. Manchmal scheint es mir, als ob ich das vorige Leben nur geträumt habe.“

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Nachdenkliche Stille ließen die Jugendlichen anschließend den Worten Georges Petits folgen, die von Esther vorgetragen wurden: „Kann man unter diesen Bedingungen träumen? Die Antwort ist, dass ich sehr wenig geträumt habe. Eigentlich war ich ein Träumer… aber in Buchenwald und Langenstein hatte ich keine Träume mehr.“

Chaotisches Trommeln, Ratschen und schrille Geigentöne folgten seinen von Sanja wiedergegebenen Worten: „Habe ich überhaupt geschlafen? Was nützt der Schlaf, wenn er keine Träume und Erholung bringt … Ich … bin absolut unfähig aufzustehen. Wie soll ich in diesem Zustand weitermarschieren?“

Samantha verdeutlichte zum Ende der Aktion, dass auch nach der Befreiung des Lagers die Überlebenden noch lange Zeit durch Alpträume gequält wurden, dass sie der Gefangenschaft zwar physisch aber nicht psychisch entkommen waren und zitierte dafür den Franzosen Hélie de Saint Marc: „Über Monate vielleicht Jahre hinweg fühlte ich mich in der Nacht wie ein Seiltänzer über dem Abgrund. Es ist nicht leicht, diesem Gefängnis zu entkommen.“

Von einer Melodie der Gruppe „Karussell“ durch Rex auf der Geige begleitet, gingen die Jugendlichen mit ihren auf Karten geschriebenen Wünschen und Träumen auf die Gäste zu und verteilten sie. Auch einige leere Karten hatten sie dabei, um die Anwesenden einzuladen, eigene Träume und Wünsche zu formulieren.

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Hoffen wir, dass die Träume und Wünsche der jungen Menschen nach Freundschaft, einem glücklichen und zufriedenen Leben, einer guten Ausbildung und einem erfüllenden Berufsleben, nach Liebe, Toleranz, Anerkennung und Gesundheit in Erfüllung gehen – schließlich ist es all das, was sich jeder von uns wünscht und was sich auch die Menschen für ihr Leben erträumt hatten, die im KZ Langenstein-Zwieberge gefangen waren.

All das ist aber nur möglich, wenn es uns gelingt, Frieden zu schaffen und die Kriege zu beenden – ein Menschheitstraum, der nie in Erfüllung zu gehen scheint und von dessen Verwirklichung wir doch und trotz allem weiter träumen.

Tun wir alles dafür, dass dieser Traum eines Tages doch noch wahr wird.

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Die Jugendlichen im Gespräch mit Gästen und der Gruppe der 2. Generation nach der Gedenkveranstaltung.

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